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Technische Historie zur Götzberger Windmühle


               Die Götzberger Windmühle hat sich in allen Jahren ihrer Existenz dem jeweiligen technischen
               Fortschritt angepasst und wurde mehrere Male gravierend verändert.
               Der Franzose wurde ursprünglich durch Windkraft von oben her angetrieben. Zur Überbrückung
               der langen Stillstandszeiten in windarmen Sommern haben viele Müller schnell nach seinem
               Erscheinen einen Sauggasmotor angeschafft. Dieser stand im Maschinenhaus, der heutigen
               Werkstatt und hat mithilfe eines Transmissionsriemens die Stahlwelle des nördlichen Mahlganges
               angetrieben. Der Durchbruch durch die Wand ist heute noch unter der Treppe zum Steinboden zu
               sehen. Die Kraftübertragung auf die Welle erfolgte mithilfe eines Kegelradpaares, eins war aus
               Gusseisen, eins aus Holz mit Kämmen aus Weißbuche.

               Diese Übertragungsart hatte einen hohen Energieverlust, war laut und sehr unfallträchtig.

               Nachdem in der Mühle Strom zur Verfügung stand, wurde der Sauggasmotor durch einen
               Elektromotor in den 30er Jahren ersetzt, die Antriebe komplett verändert und in den Keller
               verlegt.


               Ein Schleifringläufer von ca. 15 kW Leistung wurde gekauft und eingebaut. Dieser Motortyp hat
               den Vorteil, gegenüber den heute meist gebräuchlichen Kurzschlussläufern mit einer Stern-
               Dreieck-Schaltung, auch große Belastungen bei niedrigen Drehzahlen zu meistern, ohne dass die
               Sicherungen sofort auslösen. Das Naturprodukt Getreide mit seiner unterschiedlichen Feuchtigkeit
               führt zudem durch die unregelmäßige Beschickung der Mahlgänge zu einer schwankenden
               Belastung.

               Man konnte jetzt zwei Mahlgänge anschließen, den nördlichen und den Franzosen. Die Flexibilität
               in der täglichen Arbeit erforderte einen jeweils separaten Betrieb. Daher erfolgt die
               Kraftübertragung vom Motor mit Keilriemen über die erste Hill-Kupplung auf die Welle und
               jeweils einer weiteren Kupplung für jeden Mahlgang. Die Kraftübertragung von der Welle auf den
               vertikalen Wellenantrieb der Mahlgänge erfolgt jetzt nicht mehr über Kegelradsätze, sondern über
               speziell für den Mühlenbetrieb gebaute Wülfel-Getriebe von den Eisenwerken Wülfel. In dem
               Hannoveraner Stadtteil Wülfel wurden auch die Hill-Kupplung gebaut und vertrieben.

               Der Franzose war zur Feinmehlherstellung im Einsatz, die anderen Mahlgänge wurden für
               Backschrot benutzt. Zuletzt im Einsatz war der Franzose etwa im Jahr 2011. Müllermeister Klaus
               Schlüter hat damit Buchweizen zu Buchweizenmehl gemahlen.

               Unser Ziel ist es, den Franzosen wieder vollständig und sicher zum Laufen zu bringen, damit auch
               bei Windstille während einer Führung gemahlen werden kann.


               02.Juni 2011 (letzter Einsatz des Franzosen?).
















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