Page 63 - handbuch
P. 63
Anmerkung 2 Sauggasmotor
Sauggasmotor stammen aus der Anfangszeit der Verbrennungsmotoren, die ab etwa 1900 als
stationäre Energiequellen, vorwiegend in Mühlen, eingesetzt wurden. Sie verdrängten dabei
teilweise die seit einem halben Jahrhundert etablierten Dampfmaschinen, wurden aber selbst
schon nach kurzer Zeit durch Dieselmotoren abgelöst.
Funktionsprinzip
In einem Gasgenerator wird Kohle unter Luftmangel verbrannt. Das entstehende hochgiftige
Kohlenmonoxid (CO auch „Luftgas“ genannt, kann bereits als Kraftstoff verwendet werden, ist
3
aber wegen seiner sehr hohen Temperatur (> 800 °C) und geringem Heizwert (ca. 0,8 kWh/m ) für
den Sauggasmotor wenig geeignet.
Daher wird ein Luft-Wasserdampf-Gemisch durch die glühende Kohle gesaugt. Der Dampf wird
bei Temperaturen über 800 °C in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten und mischt sich mit
dem Kohlenmonoxid. Das entstehende hochexplosive „Mischgas“ besteht aus ca. 25 %
Kohlenmonoxid und 20 % Wasserstoff. Durch das Aufspalten des Wasserdampfs wird das Gas auf
3
unter 500 °C abgekühlt. Der Heizwert des Mischgases liegt mit ca. 1,6 kWh/ m deutlich höher als
beim Luftgas.
In einer Gasreinigungsanlage wird das Gas aufbereitet und dann dem Sauggasmotor zugeführt.
Wirtschaftlichkeit
Der Betrieb der Sauggasmotoren war sehr kostengünstig (1902: ca. 0,7 Pfennig pro PS).
Durch die sehr hohe Verbrennungstemperatur von bis zu 1500 °C benötigten die Sauggasmotoren
eine hohe Kühlleistung. Mangels wirkungsvoller Druckwasserkühler wurde vielfach die
Verdampfungskühlung verwendet. Der Kühlwasserverbrauch betrug dabei als Folge des sehr
schlechten Wirkungsgrades rund 20 Liter pro PS und Stunde.
Bedienung
Die Bedienung der Sauggasmotoren war ungleich aufwendiger. Die Kühlung musste permanent
sichergestellt werden, eine Kühlungsunterbrechung konnte zu kapitalen Motorschäden führen. Im
Vergleich zu den damals üblichen Dampfmaschinen war das eine neue Herausforderung für den
Maschinenführer.
Durch die hohe Temperatur und das trockene Treibgas musste der Sauggasmotor auch aufwendig
geschmiert werden, eine Selbstschmierung wie bei den späteren Dieselmotoren bestand nicht.
Der Saugstrom durch den Gasgenerator und die Gasreinigungsanlage wurde durch die
Ansaugleistung des Sauggasmotors erzeugt. Zum Motorstart musste der Motor daher so lange
angekurbelt werden, bis ausreichend viel Treibgas für einen selbständigen Motorlauf erzeugt
wurde. Daher wurde der Motor etwas abgewandelt auch "Sau-Gasmotor" genannt.
Die aufwendige Bedienung führte mit dazu, dass sich der Sauggasmotor nicht gegen den
Dieselmotor behaupten konnte, trotz dessen höheren Investitions- und Betriebskosten.
Quelle: Wikipedia
In der Werkstatt der Götzberger Windmühle befindet sich als einziges Überbleibsel des
Sauggasmotors noch der etwa kniehohe Kolben zum Bestaunen!
62

